Lernen und Raum entwickeln - Gemeinsam Schule gestalten

von: Beate Weyland, Josef Watschinger

Verlag Julius Klinkhardt, 2017

ISBN: 9783781555921 , 202 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 17,90 EUR

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Lernen und Raum entwickeln - Gemeinsam Schule gestalten


 

Josef Watschinger mit Michael Zinner
1 PULS – ein Verbund will entstehen (S. 9-10)

„Sprechend und handelnd schalten wir uns in die Welt der Menschen ein, die existierte, bevor wir in sie geboren wurden, und diese Einschaltung ist wie eine zweite Geburt, in der wir die nackte Tatsache des Geborenseins bestätigen, gleichsam die Verantwortung dafür auf uns nehmen.“ (Arendt 1967, 215)

An unterschiedlichen Orten entstehen immer wieder fast zeitgleich ähnliche Ideen, die sich zu Kraft feldern auswachsen und sich allmählich miteinander verbinden. An Knotenpunkten im Gefl echt der sich verbindenden Fäden treff en immer wieder dieselben Menschen zusammen – so auch im November 2012 anläßlich des Symposiums schulRAUMkultur in Linz.

Zwischenpause. Es gibt Kaff ee und Gebäck. Wir gruppieren uns um Stehtische. Wir freuen uns darüber, dass man sich wiedersieht, wir plaudern und lachen. Wir loben den Raum, in dem das Symposium stattfi ndet – wir haben da anscheinend dasselbe Gespür. Nicht nur wir, auch andere reden darüber, dass der Raum ideal ist. Unser Th ema scheint aber auch ein Th ema der Anwesenden zu sein. In Gesprächen entsteht sofort Euphorie. Man versteht sich. Die eine Vision generiert die nächste. Es wird über die Notwendigkeit geredet, eine Ausbildung von Schulbauberaterinnen/-beratern auf den Weg zu bringen. Es wird die Pionierarbeit der Montag- Stift ungen gewürdigt. Und uns, die wir uns schon mehr oder weniger kennen, erfasst blitzartig die Idee, dass wir uns doch zusammentun sollten, um gemeinsam diese Sache voran und noch weiter in die Breite zu bringen. Ich, Josef Watschinger, biete mich an, zum ersten Treff en einzuladen – Frühjahr 2013, Universität Brixen. Das war der ausschlaggebende Moment für die Geburt des Netzwerkes PULS.

1 Einer Idee Raum geben
1.1 Sich ausbreiten – sichtbar machen

Wir treff en uns im Frühsommer 2013 in Brixen. Die Stimmung ist gut. In einer Vorstellungsrunde zeigen wir uns. Wir versuchen zu sagen, was wir vom Tag erwarten. In Kürze ein Bild von sich abzugeben ist nicht leicht. Die inhaltlichen Aussagen, auch wenn sie noch so wichtig erscheinen, sind vorerst zweitrangig. Das, was zunächst ankommt, ist die Art und Weise, wie man sich zeigt. Es ist die Stimme, die einen mehr oder weniger mitnimmt. Es ist die Haltung, die Kraft ausstrahlt. Es ist das Ausmaß des innerlichen Verbunden-Seins mit dem Gesagten, das berührt.

Innerhalb kürzester Zeit zeigen sich Konturen einer bunten Landschaft . Und in dieser Landschaft fangen einige markante Flecken den Blick, das Ohr, das Herz … ein. Das sind die Kräft e, die im ersten Moment strukturieren und die Vielfalt in eine scheinbare Ordnung bringen. Jeder von uns hat seine eigene Ordnung, das spüren wir. Wir nicken einander zu, weil wir glauben, verstanden zu haben. Oft ist es ein vermeintliches „Verstandenhaben“. Aus diesen verschiedenen Ordnungen heraus verfolgen und gestalten wir – gestaltet sich der Tag.

Das Vorhaben, eine mögliche Ausbildung von Schulbauberaterinnen und Schulbauberatern anzudenken, heben wir als „Ziel“ aus der Landschaft heraus. Es wird das Konzept der Montag- Stift ungen vorgestellt. Zwei Teilnehmer, die in der Runde sitzen und an der Ausbildung der Montag-Stift ungen teilgenommen haben, bringen sich dazu ein, benennen Gelungenes und weniger Gelungenes. Dann wird gesammelt: Was muss mitgedacht werden, damit eine mögliche gemeinsame Initiative eine erfolgreiche wird? Was sind Chancen und Grenzen einer möglichen länderübergreifenden Ausbildung von Schulbauberaterinnen und Schulbauberatern? Die Aussagen werden aufgeschrieben, werden diskutiert.

1.3 Mögliche eigene Beiträge defi nieren

Was kann jeder von uns beitragen bzw. einbringen in eine länderübergreifende Ausbildung von Schulbauberaterinnen und Schulbauberatern? Dieser Frage gehen wir nach, indem wir zu beschreiben versuchen, was es denn ist, was wir im Bauchladen haben und herzeigen, verkaufen, einbringen wollen. Das Ergebnis ist ein Markt mit unterschiedlich starken Marktschreierinnen und Marktschreiern, Verkäuferinnen und Verkäufern. Das, was wir zu bieten hatten, ist bunt und vielfältig. Der Versuch, das Ganze in eine Ordnung zu bringen, scheitert – oder vielleicht auch nicht – es hängt vom Blick ab, mit dem wir auf die Dinge schauen. Zwischendurch versucht immer wieder jemand zusammenzufassen und die Einzelteile mit einem Faden, der Logik heißt, zusammenzubinden zu einem Strang. Dennoch bleibt vieles lose liegen. Wir trösten uns, dass all das Geäußerte im Protokoll festgehalten wird und damit nicht verloren geht. Auf dem Boden und an den Pinnwänden liegt bzw. hängt das Unsere, chaotisch kartografi ert. Vielsagend! Nichtssagend! Ein Teilnehmer:
„Wir sollten über unsere inneren Haltungen, Zugänge, Gedankenwelten reden, aus denen heraus wir unsere äußeren Tätigkeiten bespielen. Das ist die Hintergrundfolie zur vordergründigen Kartografi e!“ (Nikolaus von Kaisenberg).

1.4 Strukturen bauen – sich als Organisation entwickeln

Aus dem Eifer des Sammelns kommen wir nur schwer heraus. Wir drehen uns in einem geschlossenen Raum und befördern Einzelteile zutage – wichtige Einzelteile. Schließlich öff net jemand (Rosa Strasser) der Gruppe eine Tür und zeigt, dass es außerhalb noch eine andere Welt gibt, mit der wir uns auseinanderzusetzen haben, wenn wir eine Ausbildung von Schulbauberaterinnen und Schulbauberatern auf die Beine stellen wollen. Ein lautes Nachdenken über das notwendige Organisatorische nimmt uns ein Stück weit mit, bringt uns auf eine andere Ebene. Jetzt ist uns klar, dass wir das dringend angehen müssen. Dann geht es schnell. Wir ziehen gespannte und lose Fäden zusammen und bauen in kürzester Zeit ein Gerüst einer möglichen zukünft igen Ausbildung von Schulbauberaterinnen und Schulbauberatern. Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden. Wir verteilen Aufgaben, um das gefundene Konzept weiter auszudiff erenzieren. Wir richten eine Denk- und Planungswerkstatt ein und vereinbaren den nächsten gemeinsamen Termin. Wir erfi nden ein Laboratorium, im welchem wir die Dinge, über die wir reden, auch selber tun und dabei Erfahrungen zusammentragen können für die Weiterentwicklung unseres Konzeptes. Wir vereinbaren erste Schritte einer grenzüberschreitenden Forschungsarbeit. Und wir vereinbaren, ein Berufsbild für die Schulbauberatung zu entwerfen. Die Ergebnisse sollen auf einer gemeinsamen Internet-Plattform gesammelt werden.